Abfall KONSERVIEREN - eine ästethische Konsequenz der bürgerlichen Gesellschaft.
Gedanken zu Masse und Macht von Elias Canetti
Die Masse sucht den Einzelnen, um ihn zu folgen oder ihn zu töten. (Monotheismus,Faschismus). Der Diktator versucht, die Masse zu überleben, daher versucht er möglichst viele Teile der Masse zu töten. Mit jedem Mord, den er begeht, hat er das Gefühl, länger, zu leben bzw. die anderen zu überleben.
Warst Du auch schon mal bei einem Fußballspiel in einem vollen Stadion? Ich hatte dabei das unschöne Gefühl, ausserhalb dieser Gesellschaft zu stehen; Assoziation : der Monotheismus entmündigt die Gesellschaft, da Einer (z.B. Jesus oder GröVaZ Hilter oder ein sogenannter Fussball - halb- oder -viertelgott) die Verantwortung tragen soll für viele (Machtdelegierung).
So stehe ich, Sie sind herzlich eingeladen, wenn Sie wollen, also : stehen wir am Scheideweg: Ich bleibe; Wir Einzelne bleiben; die gesellschaftliche Masse bewegt sich unentwegt, da sie sich zu bewegen gezwungen sieht. Nicht-Bewegung lässt in der Masse Angst spürbar werden, z.B. durch die drohende Erkenntnis, das die Persönlichkeit jedes Einzelnen sich in der Masse verliert. Also bewegt sie sich, wenn nötig auch auf der Stelle. Kein Weg führt aus der Kreisbewegung der Masse heraus ohne eine Massenentladung(Sieg oder Niederlage, Tod oder Leben), oder einen drohenden Zerfall. Droht dieser Zerfall durch Auflösung, sind Abtrünnige potentiell feindlich angesehen und unterstehen nicht mehr dem Schutz der Masse. Sie schliesst den Einzelnen ein oder aus, schafft bedrohlich polarisierende Distanz, die bewußt nur vom Vereinzelten wahrgenommen wird. Kein Mensch, der die Macht ablehnt, will und kann der Masse einen Weg aus Ihr heraus weisen bzw.sie auflösen. Es ist verlockend, sich auf ein gemeinsames, sakrosanktes Ziel zu zubewegen, das eine Massenentladung möglich werden lässt, die die Masse erlösen kann, wieder in scheinbare Individuen zerfallen lässt . Ein latenter Massenprozess zwischen den Zusammenballungen befördert die Simulation der Individualisierung; Individualisierung wird suggeriert über Konsum von Waren/Dienstleistungen/Produkten ;s.a. Materialismus). Massenentladung als Ziel der Masse ist ihr Orgasmus; danach der Massenzerfall, eine ein Mal entstandene Masse kommt zwanghaft zu ihrem Höhepunkt(„Wollt Ihr den totalen Krieg?"-"Tor,Toor,Tooor!“) der unweigerlich auf ihre Zusammenballung, die massive Erektion der gesellschaftlichen Masse, z.B. als massive flashmob-twitter-climax folgt. Masse ist also geile Unbewußtheit.
Die scheinbare periodische Anhäufung der Masse– ein Hamsterrad – ewiges Wiederholen von Handlungsmustern der Masse dient der Vermeidung der Wahrnehmung von Angst bzw. Realität im Bewusstsein des Einzelnen und hat tendenziell eine Zunahme der Angst zur Folge. So kann Angst und Unmündigkeit in der Gesellschaft zu Faschismus führen. Das mutige Eingeständnis des Individuums, unwissender Einzelner zu sein, dieses Paradox bedeutet, nichts zu wissen, als immerhin die Einsamkeit des Menschen als Wahrheit zu akzeptieren. Wissend, das Schuld im philosophischen Sinne nur als Gefühl existiert und dieses Wissen zu verneinen, heißt, eigene Schuld auf andere zu projizieren. Antwortet eine Masse hierauf *3, antwortet sie meist mit faschistischem Gebaren. Das Gebaren der Barbaren : am Beispiel urbaner Dorflümmel, die in ihrer massenkristallenen Herde nur darauf warten, daß einer von ausserhalb sie eine Zehntelsekunde zu lange anguckt, damit sie ihn nach passieren Ihrer adrenalingeschwängerten Darwinismuslogik totschlagen dürfen („Hat selber schuld, hat mich angemacht“).Hat das Opfer dazu noch eine andere Hautfarbe, können sie dumpfsinnig sicher gehen, niemanden aus der eigenen Sippe zu erschlagen. Wird man zum Tier, braucht man sich nicht als Mensch zu verantworten, so scheint die Idiotenlogik zu funktionieren.
*2:(E.Canetti, Masse u.Macht)
*3: (z.B.Leserschaft d.Bildzeitung : Bildleser beschimpfen Titanic, CD)
zum ersten absatz möchte ich hier ungefragt bemerken :
SIMULATION ist alles heutzutage
zum zweiten aber, der mich extrem hochfrequent provoziert hat
entgegen meinem grundsatz, nichts zu rebloggen zu handeln
stieg mit fast tränenden augen die erinnerung an meinen clandestin erworbenen nasenhaarentferner in mir auf
einerseits tränen des lachens und der schmerzen
ob des wechsels der schnell schwachen batterien durch den an den nasenhaaren festgeklemmtem sogenannten trimmer verursacht
der sich auf den abwesenden blassen schimmer reimt (s.o.)
den ich vor erwerb des gerätes
in bezug auf die exorbitanten und zur warnung vor dessen gebrauch anregenden NACHTEILE hatte
und nach gebrauch andererseits
(ich bekam seinerzeit eine ordinäre influenza unbekannten ursprunges)
die in zusammenhang mit den vom trimmer hinterlassenen NASENHAARSTOPPELN, dem lästigen SCHNUPFEN,
dem damit verbundenen häufigen ausschnupfen und
dessen nasenflügel-aneinanderreiben
ein unglaublich starkes jucken hervorriefen, das kaum auszuhalten war
und mich jetzt noch, jahre später
mit dem stigmata der 8-10 cm aus meiner nase hervorragenden haare
leben lässt
auch mit der genugtuung dieses der schere eindeutig unterlegenem gerät
nicht gebrauchen zu müssen.
ich möchte daher, werte genossen (und hoffentlich nicht genossinnen)
im taumel dieser bekenntnisse stark von dem Gebrauch des NASENHAARENTFERNERS abraten !
nasenhaarentferner zu pflugscharen!
von allem hab ich keinen blassen schimmer
fürs nasenhaar gibts wenigstens trimmer
Im Lebenslauf einer Bewerbung las ich eine Referenz:
Dreifache Gewinnerin des " Passion Awards" für herausragenden Service und kontinuierliches Übertreffen der Ziel- KPI's bei Mystery Shoppern.
...und dachte:
Hauptsache die Arbeiten am Gelben Fluss gehen weiter!
...war aber eigentlich über meine eigene Lebensleistung enttäuscht (Minigolf-Diplom und 3. Assistent des 2. Art Directors Sektion Schreibtischgestaltung bei BrazauskasWiefelspützPoburski WBA).
jungejunge, ham die viel farbe über, jetz is abamal gut. da schläft man ja auf dem weg zum prekären arbeitsverhältnis in der s-bahn ein, wenn die silbernen vorhänge vom horror vacui dekoriert wurden. und was is´n das eigentlich fürn name, PES? für ihre kleinbürgerlich-rebellischen identitätsinseln pesen die noch in´n knast, alter ey.
tja, freiheit nach rosa luxemburg,...ist, wenn mann in der bahn nicht mehr aus dem fenster gucken kann - die kilometerlangen lärmschutzwände an den gleisen sind allerdings auch nicht hübscher.
Weder in Italien, Frankreich oder Schweden ist etwas merkwürdig daran, sich als Kommunist zu erkennen zu geben, hier ist es, als hieße es, verzeihn Sie, ich leide an Lepra
Peter Weiss, Notizbücher 1971-1980, Bd. 2, S.663. (via eyhier)
Die Krankheit in diesem Zitat mit der Gegenwart synchronisiert würde in etwa lauten : Habe Krebs und bin HIVpositiv - nur Vogelfreie dürfen in Scheuchland noch darauf bestehen, dass sie Kommunisten sind; Beweis für den Tod der Romantik. Niemand will das hören,denn: es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Also : Streut Kaviar, damit der Pöbel ausrutscht !
Frida K. und die Gravitation
Nach spassigem Plantschen mit meinem 13-jährigen Sohn im öffentlichen Schwimmbad sitze ich, erleichtert, etwas in Ruhe gelassen zu werden, ohne dass mein Sohn das Gefühl haben müsste, ich habe kein Lust mehr und ohne das ich zugeben muss, ich bräuchte Erholung vom Toben, noch etwas abseits des Beckens und gucke ihm beim Springen zu. Da bemerke ich, sehr wahrscheinlich ob unserer Halbnackheit mir etwas voyeurhaft vorkommend, ein junges, ca. 13-jähriges Mädchen,das an der vorderen Kante des Einmetersprungbrettes wippt – sie wippt prüfend unsicher den Schwerkrafttest auf dem Sprungbrett. Man sieht es ihr im Badeanzug an - es zeichnet sich ein leichtes, zeitgenössisches Übergewicht unter ihrer Haut ab; ein Übergewicht, von dem sie, ganz Unschuld, nichts zu wissen scheint. Es ist abends, nur noch wenige Kinder sind noch da. Das Mädchen versucht scheinbar, beim Wippen die Schwerkraft - eine Kraft, die sie zum Erdmittelpunkt zieht- zu überwinden; dann springt sie - und scheint der Erdanziehung allzu rasch nachgeben zu müssen. Im Wasser angekommen, wird ihr Körper sofort zu verdrängender Masse, das Wasser scheint die Trägheit der Masse aufzunehmen, um es ihr als Echo schwappend zurückzugeben. Eben vermeinte sie noch, der Leichtigkeit entgegen zu springen; auf ihrem aus dem Wasser aufgetauchten Gesicht entdecke ich Enttäuschung über das jähe Ende des Sprunges, bestätigt durch die etwas übertrieben rasche Rückkehr auf das Sprungbrett. Ein weiteres Mal wippt sie vorn an der Kante, unverdrossen aber ernst, ja freudlos – dann hält sie inne, geht zurück zum Anfang des Sprungbrettes, dreht sich um und nimmt Anlauf. Sie schafft es, nach federndem Absprung eine leichte Aufwärtskurve zu beschreiben, sie scheint für einen kurzen Moment zu schweben und landet danach unbeschwert im Wasser. Ihre Schwimmzüge, die sie an den Beckenrand bringen, drücken Zufriedenheit aus. Sie wiederholt den Vorgang soldatisch, hartnäckig und sehr ernsthaft, um den Erfolg zu manifestieren. Sie lässt dabei nichts kindlich-spielerisches erkennen, als ginge es darum, eine Aufgabe technisch abzuarbeiten oder mehr noch, als ginge es darum, erwachsen zu werden. Ihre soldatischen Sprünge lassen sie pfeilgerade nach unten ins tiefe Wasser schiessen, ihre Arme sind dabei stramm gerade an den Körper gelegt. Andere Kinder springen vor und nach ihr auch von dem Brett, sie scheint mit ihrer Ernsthaftigkeit aber ein völlig anderes Ziel zu verfolgen als diese. Da bemerke ich, gelenkt durch einen Seitenblick des Kindes, eine Frau in einiger Entfernung am Beckenrand stehen, deren Physiognomie eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Künstlerin Frida Kahlo aufweist- strenges Gesicht mit bronzenem Teint, dicht zusammen stehende Augenbrauen,straffer dunkler Zopf nach hinten gebunden. Sie scheint Milde ausdrücken zu wollen, schafft es aber gerade eben, ihrer Tochter einigermassen unbeteiligt, ja fast emotionslos zuzusehen. Ihre Macht, die sich vom Beckenrand über das Wasser auf ihre Tochter ausdehnt, wird mit einem Mal erschreckend sichtbar. Es ist, als habe sie ihre Tochter heimlich ferngesteuert. Ein prüfender, dunkler Zehntelsekundenblick wird auf mich abgeschossen und erlischt. Ich gucke dankbar erleichtert zu meinem scherzend blödelndem Sohne hinüber, der nichtsahnend mich angrinsend ins Wasser springt.
no comment...