Doch zunächst etwas Sprachtheorie : Der unzureichende Begriff Flüchtlingskrise ist eine Wortverdrehung. Es handelt sich um ein trojanisches Teekesselchen , mit deren Hilfe die Bürger und ihre Medien eine eigene Krise bezüglich der Menschlichkeit und Solidarität meinen, obwohl sie sich jederzeit mit horrendem Distinktionsgewinn darauf zurückziehen können, es sei die Krise der ersaufenden, aus- und eingesperrten, versklavten, missbrauchten, ignorierten,verelendeten und deprimierten Flüchtenden gemeint. Kein städtischer Bürger kann wirklich vor diesen Verhältnissen die Augen verschließen.
Laut der Erzählung meines Bruders erschien also jüngst in der hamburger Altstadt zu dieser christlichen Zeit, aber nicht gerade wie einer der drei heiligen Könige, ein dunkelhäutiger, wohl afrikanischstämmiger Mann vor meinem Bruder in der Nähe seiner Wohnung und sprach ihn höflich an. Er bat meinen Bruder um eine Minute seiner Aufmerksamkeit, in der er ihm erzählte, wie er als Flüchtling seit wohl sechs Monaten vergeblich versucht habe, hier in Hamburg Fuß zu fassen, es ihm aber nicht gelungen sei und er nun hoffe, nach Italien zurück zu kehren, wo er seine Frau mit seinen kleinen Sohn zurücklassen musste. Er wolle dort wenigstens mit ihnen gemeinsam das Weihnachtsfest verbringen. Hierfür benötige er das Geld für die Fahrkarte dorthin, nannte einen genauen Fahrpreis von 72 Euro und bat meinen Bruder, ihm Geld dafür zu spenden.
Mein Bruder bat sich nun einige Bedenkzeit aus, wohl um in sich zu gehen und die Sache dahingehend zu überdenken, ob er nicht einem Schwindel aufsäße und - geistesgegenwärtig seine Verabredung mit seinem Kind, dessen Mutter, seinem Vater nebst Frau H. im benachbarten Park überdenkend - und wie ich fürchte, etwa kalkulierend, dass er sich mit diesen eingehend beraten könne, was in dieser Angelegenheit zu tun sei, vielleicht auch, um nicht ganz allein mit diesem Problem zu tun zu haben und zu guter Letzt um es dem Bittenden, sollte er nicht wirklich bedürftig sein, nicht zu leicht zu machen. Kurzum, jener solle sich in einer Stunde wieder an Ort und Stelle einfinden, dann werde man sehen.
(letzte Fortsetzung folgt...)
Der oben angeführten Volksweisheit folgend möchte ich ein selbstverbotenes Mal mehr einen link posten. Überraschend zufällig entdeckte ich in meiner ausgelatschten Rolle als ewiger Wessi anlässlich des heute sich jährenden 17. Juni 1953 :
http://www.trend.infopartisan.net/trd0613/t080613.html
Ein erstaunlich reichhaltiger, konkreter Text, der damit für mich spontan qua Vorurteil (Lenin : die Wahrheit ist immer konkret) zunächst als wahr erachtet wird.
Der Glaube an die Nation ist mehr als jedes andere pathische Vorurteil die Meinung als Verhängnis; die Hypostasis dessen, wozu man nun einmal gehört, wo man nun einmal steht, als des Guten und Überlegenen schlechthin. Er bläht die abscheuliche Notstandsweisheit, daß wir alle im gleichen Boot sitzen, zur moralischen Maxime auf. Gesundes Nationalgefühl vom pathischen Nationalismus zu scheiden, ist so ideologisch wie der Glaube an die normale Meinung gegenüber der pathogenen; unaufhaltsam ist die Dynamik des angeblich gesunden Nationalgefühls zum überwertigen, weil die Unwahrheit in der Identifikation der Person mit dem irrationalen Zusammenhang von Natur und Gesellschaft wurzelt, in dem die Person zufällig sich befindet.
Theodor Wiesengrund Adorno: Meinung Wahn Gesellschaft (via turmuhrschiessen) : mir ist das ´n büschn kompliziert. möchte dazu bemerken, das nationalstaaten künstliche gebilde sind - grenzen sind regionen, die sich ständig ändern und verschieben, deren bewohner sich mal hier, mal dort zugehörig fühlen. die zugehörigkeit eines individuums zu einer "nation", wenn sie über das administrativ-nötige mass hinaus geäussert wird, entsteht m.e. immer aus einer mangelnden identifizierung des selbst-bewusstseins. dieses mangelnde selbstbewusstsein kompensiert sein defizit, in dem es sich der nächsten grösst-möglichen sozialen gruppe zugehörig definiert, möglichst auf der seite der stärkeren, der dominanten. vergleiche bitte "Masse und Macht" von Elias Canetti und hierzu meine zugegeben etwas kryptischen anmerkungen in diesem blog vom 10.09.2013: http://universaldoubts.tumblr.com/post/60792581063/masse-und-macht-spaete-replik
also, äh, fazit : es gibt kein "gesundes Nationalgefühl" vom Wiesengrunde her( weiss nich, ob adorno es meinte)
es ist schlichtweg doof,äh, unnötig, sich irgendeiner nation zugehörig zu fühlen.von mir aus stadt oder dorf. wer oder was ist eigentlich deutscher? wer definiert das und wie ? deutungshoheit vermittelt macht. der teile-und- herrsche-imperativ lenkt die meinung der massen(ab). es gibt kein volk(!) es gibt nur eine bevölkerung.
heute im radio die stimme des mobs : "wir sind das volk", nationalistische bevölkerungsgruppen aus der zone." ein geteiltes deutschland, das ist unser auftrag"(Chlodwig Poth,die partei).
Man findet in der freiheit immer etwas, über das es sich zu schimpfen lohnt. schimpfen geht immer. besonders im osten der republik. aber hier auch, es gibt so viele obszöne reiche, die ihr geld für scheisse ausgeben und besonders beschissen ist dann, dass sie dabei noch geizig sind. als ob sie den grössten Haufen Scheisse, meinetwegen einen besonders eklig unnütz grossen hochglanzbenzinvernichter auf rädern für den betrag eines gebrauchtwagens haben wollten, als ahnten sie schon, dass der gegenwert Ihrer investition nur ein heisser furz sei. dabei inflationieren sie die werte aller glieder der kompletten produktionskette durch herabwürdigung des preises, feilschen bis dem lohn-und provisionsabhängigem verkäufer der arsch auf grundeis geht.
- oder: vor Weihnachten rechtzeitig den Liebestermin(BILD) stornieren - Meine Gattin und ich haben genügend Kinder, dass wir uns Weihnachten selbst genug wären. Aus Sicht meiner Verwandten mutmaßlich zu viele, nämlich sechs, meistens aber eher nur fünf, um uns einladen zu wollen können.
„Nein nein“ rufen Vater und Bruder, „Doch doch“, rufe ich zurück.
Obwohl ich dazu anmerken möchte, dass es ihnen nach meiner Kenntnis nicht an Mitteln mangelte, uns einzuladen. Eher wäre nach meinem Dafürhalten die Bequemlichkeit hierfür verantwortlich, eine der Wohlstandsverwahrlosung vorgeordnete bürgerliche Disziplin, die doch in so manch angekommenen Kreisen die Liebe bzw. die Mitmenschlichkeit als protestantisch-soziologischen Imperativ abgelöst hat.
Das traditionelle, auf meinen Wunsch nach der Idee meiner Frau auf den vierten Advent vorverlegte weihnachtliche Treffen mit meinem Vater, seiner Frau und meinem Bruder nebst Lebensgefährtin und Töchterchen plus uns reduzierte fünf Personen, da sich unser Ältester in Köln von solchen wenig er- und einträglichen Verpflichtungen freizuhalten weiß, wobei ich das „frei“ betonen möchte, findet, hart erkommuniziert, bei meinem Vater statt, denn wir haben schon genug an den Geburtstagen aufzutischen, was wir dann auch gern und reichlich vier bis sechs Mal im Jahr tun.
Für unvermeidbare Gastgeberrituale haben mein Vater, als ehemaliger selbständiger Küchenfachverkäufer und seine H., Küchenspezialistin und Haushaltungsdrachen vorderster Couleur, einen besonders kleinen 2-Personenbackofen in ihrer Siematic-Einbauküche, damit nichts zu aufwendig großes, z.B. ein Braten, Einzug in das Speiseangebot bei verpflichtenden Einladungen halten kann.
So antwortet man auf Nachfrage bei seltenster Gelegenheit im Hause meines Vaters zur Geschmacklichkeit des am Tisch raren Roastbeefs natürlich und höflichst beteuernd mit „gutgut“, worauf mein Vater dann erwidert, das habe H. bei Penny gekauft, natürlich fertig zubereitet und vorgeschnitten, als „Delikatess“- Sortierung im Sondersortiment, „Is´doch doll, ODER?“. Gottseidank gab es bei Penny wohl noch keine Delikatessfertigbratkartoffeln, obwohl dann wenigstens etwas mehr davon dagewesen wären. Aber, wie mein Vater seit Jahrzehnten jährlich drei bis vier Mal, so sicher wie das Amen in der Kirche , grinsend zu sagen pflegt „Esst ruhig, im Keller ist noch mehr !“. Mit diesem mittlerer Weile zu oft bei uns als running-gag gebrauchtem Zitat provozieren meine Kinder bei mir gern Ausschlag, Ekel und schamhaft unterdrückten Ärger und stellen meine Toleranz auf eine harte Probe, denn mit diesem in unserem Haushalt einzigen Tabu-Satz, laut meinem kellerlosen Vater ein familienhistorischer Ausspruch meines gleichfalls kellerlosen Großvaters mütterlicherseits(den ich aber nie aus dessem Mund vernommen hatte), pflegt mein Vater den deutlichen Mangel an Quantität, der symbolisch für geizhaft mangelnde deutsche Gastgeberqualitäten steht, in seinem Haushalt gemeinsam mit der dazugehörigen, im Zweifel schuldigen Hölleisengretl zu übertünchen, bevor´s im weichen Wessie-Patriarchat alles hübsch mit Kunstseide tapeziert wird.
So sind denn die kulinarischen Erwartungen bei Einladungen meines Vaters recht klein gehalten, wenn es zu einer Einladung in den väterlichen Haushalt geht. Wenigstens bekommt man 2 Sorten Tee aus Puppentassen, wobei auch hier die Dürftigkeit die bemühte Vornehmheit penetriert, sollte man sich zum Beispiel entschließen wollen, die Sorte zu wechseln.
(Fortsetzung folgt...)
oder der fehlende Konjunktiv, der mich nachträglich zum Weltfrauentag am 8.März veranlasst, ausnahmsweise eine grandiose Textstelle aus der gleichnamigen bewundernswerten Autobiografie von Inge Viett zu zitieren, um aus der Not(keinen eigenen Eintrag vorrätig zu haben, bin beleidigt wg.der wenigen likes) eine Tugend (igitt) zu machen :
„Daß ich im kapitalistischen Deutschland geboren und aufgewachsen bin, kann ich weder bedauern noch gutheißen, aber es ist ein kaum zu beschreibendes Glück, daß der Verlauf der Geschichte meine Unwissenheit über da andere Deutschland korrigierte, über das Leben dort im ständigen Widerspruch zwischen Verwirklichung und Verkümmerung sozialistischer Ziele, Ansprüchen und Lebensweise, über die Anstrengungen, die Ideale, Fähigkeiten und Unfähigkeiten, die Wahrheiten und Irrtümer, die diesem Widerspruch entsprungen und von ihm gezeichnet sind. Nur wer dort gelebt hat, kann begreifen, was zerstört wurde.
Die Linken im Westen haben keinen Begriff davon, wie schwer ihr Mangel an Erfahrung mit der sozialistischen Realität wiegt. Die Geschichte wird ihnen keine neue Gelegenheit bieten. Sie denken in ihrem Hochmut, daß sie es sich leisten können, dies gar nicht als Mangel erkennen zu müssen.
Der reale Sozialismus ihrer Zeit, vor ihrer Tür, in der DDR,war für sie die einzige Chance, jemals zu erfahren, wie die Idee vom Sozialismus, also das Ideal, real gesellschaftlich wirksam werden kann und wie nicht. Sie zogen es aber vor, sich von diesem geschichtlichen Prozeß zurückzuziehen, ihn aus der Ferne zu benörgeln, zu belächeln. Sie zogen es vor, mit ihren sozialistischen Theorien die imperialistische Wirklichkeit einschließlich sich selbst zu kultivieren. Sie kämpfen immer mit der existentiellen Nabelschnur am Kapitalismus und kennen nichts anderes.“
aus : „Nie war ich furchtloser“ , Inge Viett im Rowohlt Taschenbuchverlag Reinbek 1997
Idee für eine Petition gegen Verschwörungstheorien : Ernennung eines internationalen Namenstages für die Apokalypse / den Weltuntergang. An diesem Tag sollen alle Radiosender 24h Nonstop das Ohrwurm-Rockpopmusikstück "The Final Countdown" spielen. (Ich bin mir sicher, dass das alle VerschwörungstheoretikerInnen gern hören.)